Laut den Marktforschern von Strategy Analytics hat Apple im Jahr 2019 rund 31 Millionen Smartwatches abgesetzt. Damit verkauft der Tech-Gigant mehr Uhren als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie. Aber woher kommt der Hype um die Apple Watch, die smarte Uhr mit dem Apfel?
Die erste Apple Watch kam im April 2015 auf den Markt und bot im Vergleich zu den heutigen Modellen nur rudimentäre Nutzungsmöglichkeiten. Apple veröffentlicht jedes Jahr eine neue Generation. So werden die Displays immer besser, die Leistung immer höher und der Funktionsumfang immer größer. Die ersten Apple Watches konnten Anrufe entgegennehmen, Nachrichten empfangen, die Musikwiedergabe steuern, die Herzfrequenz messen und Schritte zählen. Viel mehr war noch nicht drin.
Heutige Modelle machen den Griff zum Smartphone in vielen Situationen überflüssig. Mittlerweile ist es möglich, die Smartwatch als Navi zu benutzen, sie via LTE direkt mit dem Internet zu verbinden und ohne Smartphone auf Textnachrichten zu antworten. Aktuelle Apple Watches ermöglichen umfassendes Health-Tracking und können mit ihren Notfallfunktionen im Falle von Sturz oder Unfall sogar Leben retten. Auch das Stellen von Google-Suchanfragen oder Aufrufen von Webseiten ist mittlerweile möglich.
Eine Apple Watch am Handgelenk setzt klare Statements – und angesichts der vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten ist es kein Wunder, dass die Smartwatches von Apple immer beliebter werden. Doch welches Modell eignet sich für wen? Reicht ein Modell aus der letzten Generation oder lohnt sich die Anschaffung einer aktuellen Apple Watch?
Während 2021 mit der Series 7 nur eine neue Apple Watch auf den Markt kam, veröffentlichte Apple 2022 gleich drei neue Modelle: die Apple Watch SE, die Apple Watch Series 8 und die Apple Watch Ultra. Die Unterschiede zwischen den aktuellen Apple-Smartwatches stecken im Detail. Wir haben uns die Modelle aus der 7. sowie 8. Generation angesehen und klären im Folgenden über die wichtigsten Unterschiede auf.
Series 7 vs. Series 8 – was ist neu?
Da Apple jedes Jahr eine neue Generation an Apple Watches veröffentlicht, sind die Änderungen nicht immer überwältigend. Von der 6. auf die 7. Generation wurde die Apple Watch im großen Stil überarbeitet und bekam unter anderem ein größeres Display und die von vielen Nutzern gewünschte Schnellladefunktion. Die 8. Generation bringt nur eine Veränderungen mit: einen neuen Chip. Das heißt allerdings nicht, dass die neuen Apple Watches schneller oder leistungsfähiger sind. Der neue S8-Chip nutzt dieselbe Technik wie der ältere S7-Chip, hat aber ein paar zusätzliche Sensoren bekommen – zwei Temperatursensoren, einen Beschleunigungssensor und ein 3-Achsen-Gyroskop. Daraus ergeben sich im Wesentlichen zwei Verbesserungen:
- Temperaturerkennung: Mit ihren zwei neuen Temperatursensoren messen die aktuellen Apple-Watches die Haut- und Umgebungstemperatur. Das ermöglicht nicht nur eine Kontrolle der Körpertemperatur während des Trainings, sondern soll auch bei der Familienplanung helfen können. Mit dem neuen S8-Chip sollen Apple Watches nämlich ein besseres Zyklusprotokoll erstellen können, so dass sich der Zeitpunkt des Eisprungs besser einschätzen lässt.
- Unfallerkennung: Mit seinem neuen 3-Achsen-Gyroskop kann der S8-Chip Rotations- und Drehbewegungen in drei Dimensionen messen. In Kombination mit dem neuen Beschleunigungssensor kann die Apple Watch Unfälle erkennen und automatisch den Notdienst alarmieren. Die von den Sensoren erfassten Informationen werden von einem Algorithmus verarbeitet, der mit mehr als einer Million Stunden realer Unfalldaten gespeist wurde.
Mit dem S8-Chip bringen die Apple Watches aus der aktuellen Generation keine Neuerungen mit, die sich im Alltag besonders bemerkbar machen. Ob sich ein Umstieg von der Series 7 auf die Series 8 lohnt, ist fraglich. Für Nutzer von älteren Modellen ist die 8. Generation aber trotzdem interessant. Außerdem ist da ja noch die Apple Watch Ultra, die von Apple zwar als Sportuhr beworben wird, mit einem größeren und helleren Display und einer längeren Akkulaufzeit aber auch für den Otto-Normal-Nutzer einige interessante Verbesserungen bereithält.
Letzte Generation: Apple Watch Series 7
Als die Series 7 im Jahr 2021 auf den Markt kam, brachte sie im Vergleich zur letzten Generation eine Reihe an langersehnten Änderungen mit. Dazu zählen unter anderem das robustere Gehäuse mit IP6X-Zertifizierung, die Schnellladefunktion per USB-C oder das neue Design mit dem nahezu randlosen Display. Mit dem Betriebssystem watchOS 10 bietet sie den vollen Funktionsumfang.
Die Apple Watch Series 7 ist mit einem Gehäuse aus Titan, Edelstahl oder Aluminium erhältlich. Bei der Displaygröße stehen 41 oder 45 Millimeter Kantenlänge zur Auswahl. Zudem gibt es eine große Auswahl an Armbändern in verschiedenen Farben – wahlweise aus Kunststoff oder Edelstahl.
Der größte Unterschied zu den neuen Modellen von 2022 liegt im älteren Chip. Die Apple Watch 7 nutzt noch den S7-Chip, womit ihr einige Sensoren fehlen. Leistungsunterschiede gibt es keine. Bei der alltäglichen Nutzung wird sich der ältere Chip also kaum bemerkbar machen, womit die Apple Watch Series 7 im Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis immer noch eine gute Wahl ist.
Einstiegsmodell aus der 8. Generation: Apple Watch SE
Die Apple Watch SE ist als kostengünstige Alternative zur klassischen Apple Watch angedacht. Erstmals 2020 veröffentlicht, hat Apple die Series 7 übersprungen und 2022 die Apple Watch SE der 2. Generation veröffentlicht. Das Einstiegsmodell ist günstiger als das Standardmodell aus der letzten Generation und bringt bereits Apples neuen S8-Chip mit. Das heißt, im Vergleich zu den Apple Watches aus älteren Generationen bietet die neue SE eine verbesserte Temperaturerkennung und eine neue Unfallerkennung.
Wer sich für die Apple Watch SE entscheidet, muss allerdings auch ein paar Nachteile in Kauf nehmen. Das Display ist im Vergleich zur Series 7 und 8 in beiden Größen einen Millimeter kleiner. Die SE kann keine EKG-Messungen durchführen und ist nicht in der Lage, die Sauerstoffsättigung im Blut zu messen. Auch ein Always-on-Display ist nicht vorhanden. Das Gehäuse ist ausschließlich aus Aluminium erhältlich, das Armband nur aus Kunststoff. Auch die Farbauswahl ist deutlich kleiner.
Abgesehen von den erwähnten Abstrichen kann die Apple Watch SE alles, was die Series 7 und 8 können. Wer mit einem kleineren Display leben und auf Funktionen wie EKG-Messung oder Always-on-Display verzichten kann, bekommt seine Apple Watch hier zu einem günstigeren Preis.
Das aktuelle Basismodell: Apple Watch Series 8
Die Apple Watch Series 8 und ihr Vorgänger sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Beide Uhren sind gleich groß und gleich schwer. Auf den ersten Blick sehen sie identisch aus. Wer genau hinsieht, findet kleine Differenzen an der Unterseite. Die Sensoren sehen anders aus. Und hier liegt der größte Unterschied zum Modell aus der letzten Generation. Mit der S8-Chip hat Apple der aktuellen Generation ein paar neue Sensoren spendiert. Die Apple Watch Series 8 hat zwei neue Temperatursensoren, mit denen sie sogar bei der Familienplanung helfen kann. Die Benutzerin kann so anhand der Temperaturmessung eine Prognose erhalten, wann sie biologisch gesehen besonders fruchtbar ist. Zudem kann die Smartwatch Autounfälle erkennen und automatisch einen Notruf absetzen.
Abgesehen von dem neuen Chip gibt es im Vergleich zur Series 7 keine Unterschiede, die einen Umstieg für Besitzer einer Apple Watch aus der vorherigen Generation rechtfertigen könnten. Interessant ist die Series 8 vor allem für diejenigen, die ein noch älteres Modell haben oder sich ihre erste Apple Watch kaufen möchten. Obwohl sie sich nicht großartig vom Vorgänger unterscheidet, ist die Series 8 nach der Apple Watch Ultra das aktuell beste Modell auf dem Markt.
Apples erste Sportuhr: Apple Watch Ultra
Mit der Apple Watch Ultra veröffentlichte Apple 2022 erstmals eine Smartwatch speziell für Sportler. Apple bezeichnet sie selbst als „ultimative Sportuhr“ und richtet sich mit der Apple Watch Ultra vor allem an Extremsportler wie Taucher, Bergsteiger oder Langstreckenläufer. Doch auch für normale Nutzer bringt die neue Apple Watch einige Vorteile mit.
Optisch fällt auf, dass die Apple Watch Ultra mit ihrem 49-Millimeter-Gehäuse deutlich größer als das normale Modell ist. Die Kurzwahltaste und die Digital Crown an der Seite sind in einen hervorstehenden Rahmen eingefasst, was der Uhr einen markanteren Look verleiht. Positiv fällt auf, dass die Apple Watch Ultra trotz ihrer Größe nur 10 Gramm schwerer als die Series 8 ist. Wer bislang immer zur kleinen Watch gegriffen hat, muss aber einen Nachteil verkraften: Die Apple Watch Ultra gibt es ausschließlich in der 49-Millimeter-Ausführung. Ein weiteres Manko: GPS + Cellular ist hier nicht optional. Wer kein mobiles Internet auf der Smartwatch braucht, muss den Aufpreis für Cellular trotzdem zahlen.
Ein großer Vorteil, der sich auch bei der alltäglichen Nutzung bemerkbar macht, ist die verbesserte Akkulaufzeit. Das Ultra Modell soll 36 Stunden im Normal-Modus durchhalten – bis zu 60 Stunden im Energiesparmodus. Die Apple Watch Series 8 schafft nur 18 Stunden. Ebenfalls zu erwähnen ist das hellere Display. Mit 2.000 Nits anstatt 1.000 Nits lässt sich der Bildschirm bei direkter Sonneneinstrahlung deutlich besser ablesen. Auch Audio- und Aufnahmequalität sind im Vergleich zur Series 8 etwas besser. Die Apple Watch Ultra hat 2 Lautsprecher und 3 Mikrofone. Normale Nutzer sollten sich jedoch die Frage stellen, ob diese Vorteile den deutlich höheren Preis im Vergleich zur Series 8 rechtfertigen. Alle anderen Verbesserungen sind vor allem für Sportler interessant. Mit dem Wasserschutz WR100 eignet sich die Watch Ultra für alle Wassersportarten inklusive Wasserski und Tauchen bis zu einer Tiefe von 40 Metern. Mit der Oceanic+-App lässt sich die Smartwatch als Tauchcomputer nutzen. Dank Dual-Frequenz-GPS ortet die Apple Watch Ultra ihren Standort präziser, was eine genauere Berechnung von Distanz, Tempo und Route ermöglicht. Auch das wesentlich robustere Gehäuse ist eine Erwähnung wert. Zertifiziert nach MILSTD 810H wird es Militärstandards gerecht. Zudem kann die Sport-Apple-Watch extreme Temperaturen zwischen -20 und 65 Grad Celsius aushalten.
FAQ – häufig gestellte Fragen zu Apple Watches
Welche Vorteile hat WatchOS 10?
Was viele Nutzer im Allgemeinen an der Apple Watch schätzen, ist die intuitive Bedienbarkeit. Anstatt der üblichen Matrixanordnung stellt das Betriebssystem WatchOS Apps in Form von Kugelsymbolen dar. So lassen sich ohne Einbußen in der Übersichtlichkeit mehr Apps auf dem Bildschirm darstellen.
Das Betriebssystem wird ständig weiterentwickelt. Mit WatchOS 9 kam bereits eine langersehnte Verbesserung – ein neuer Energiesparmodus, mit dem Apple Watches 36 Stunden ohne Strom auskommen sollen. Die aktuellste Version WatchOS 10 bringt im Vergleich zum Vorgänger vor allem Verbesserungen im Hinblick auf die Benutzerfreundlichkeit mit. Die Änderung mit den wahrscheinlich größten Auswirkungen ist die Anpassung der Benutzeroberfläche an die mittlerweile gewachsenen Apple-Watch-Displays. Viele Anwendungen nutzen nun die gesamte Bildschirmoberfläche aus – darunter unter anderem die Wetter-, Aktien- oder Karten-App.
Ein weiteres neues Feature ist ein Smart-Stapel, der sich über die Digital Crown bedienen lässt und Nutzern zur richtigen Zeit die richtigen Widgets anzeigen soll. Darüber hinaus gibt es neue Tracking-Möglichkeiten für Radfahrer, eine verbesserte Kompass-App für Wanderer oder die neue Achtsamkeits-App, mit der Nutzer ihre Tagesstimmung diskret dokumentieren können.
Welche Modelle unterstützen das Betriebssystem WatchOS 10?
Das aktuellste Betriebssystem WatchOS 10 wird von allen Apple Watches ab der Series 4 unterstützt. Allerdings sind nicht alle Features auf allen Geräten verfügbar.
Lohnt sich eine Apple Watch mit GPS + Cellular?
Abgesehen von der Apple Watch Ultra bietet Apple alle Modelle wahlweise nur mit GPS oder mit GPS + Cellular an. „Cellular“ bedeutet, dass die Smartwatch unabhängig vom Smartphone Daten aus dem Internet abrufen kann. Dafür ist eine SIM-Karte mit aktivem Datentarif erforderlich. Ab der Series 3 lässt sich auch eine digitale eSIM verwenden.
Mit einer Cellular-Apple-Watch können Nutzer ihr iPhone zu Hause lassen und trotzdem Textnachrichten empfangen, Telefonate führen oder Musik streamen. Auch für einen schnellen Wetter-Check oder einen Blick in die aktuellen Aktienkurse ist keine Verbindung zum Smartphone nötig. Zu beachten ist, dass ein zusätzlicher Datentarif zwingend erforderlich ist. Wer sich die Vorteile der Cellular-Funktion zunutze machen möchte, muss also mit monatlichen Kosten rechnen. Auch die Anschaffungskosten der Cellular-fähigen Apple Watches fallen höher. Wer sein iPhone ohnehin immer dabei hat, greift angesichts der höheren Kosten lieber zur normalen GPS-Variante.
Lohnt sich eine Apple Watch ohne iPhone?
Apple Watches mit GPS + Cellular lassen sich gewissermaßen autark benutzen. Auch eine rudimentäre Verbindung zu Android-Smartphones zum Empfangen von Telefonaten oder Führen von Telefonanrufen ist möglich. Für das volle Nutzungserlebnis ist ein iPhone aber von Vorteil. In Anbetracht der vergleichsweise hohen Preise aktueller Apple Watches ist es fraglich, ob sich die Anschaffung für Android-Nutzer oder Smartphone-Verweigerer lohnt. Modelle von Samsung, Garmin oder Huawei bieten eine wesentlich bessere Kompatibilität zu Android-Smartphones und sind meist günstiger zu haben.
Kann man mit einer Apple Watch Whatsapp-Nachrichten schreiben?
Ja, ab der Watch Series 7 steht die Apple-Watch-Tastatur zur Verfügung. Das ist eine klassische QERTZ-Tastatur, die das Beantworten von Whatsapp-Nachrichten ermöglicht. Eine native Nutzung von Whatsapp ist ohne Drittanbieter-Anwendungen aber bislang nicht möglich.
Wann kommt die nächste Watch raus?
Für gewöhnlich stellt Apple die neue Generation der Apple Watches gemeinsam mit den neuen iPhones auf der September-Keynote vor. In der Regel dürfen sich Apple Kunden also immer im Herbst über eine Keynote mit den neuesten Apple Watches freuen.