Als Herzstück eines jeden Gaming-PCs macht die Grafikkarte den Unterschied zwischen einer durchschnittlichen und einer beeindruckenden visuellen Darstellung. Nur mit einer potenten GPU können Spiele in hohen Auflösungen und mit flüssigen Framerates genossen werden.
In den vergangenen Jahren wurde der Kauf von Computerhardware anspruchsvoller. Faktoren wie die pandemiebedingte Chip-Knappheit und die steigende Nachfrage durch Kryptowährungen machten Grafikkarten zeitweise teurer und schwerer erhältlich. Inzwischen hat sich die Lage jedoch gelockert. Sowohl Nvidia als auch AMD haben neue Produktreihen auf den Markt gebracht, während die Preise für zuvor überteuerte Spitzenmodelle mittlerweile gesunken sind. Eine erhebliche Investition ist aber noch immer erforderlich.
Doch worauf sollten wir beim Kauf einer neuen Grafikkarte achten? Nachfolgend liefern wir einen Überblick und empfehlen die sinnvollsten Modelle zum Kauf.
Welche Grafikkarte brauche ich?
Vor dem Kauf einer Grafikkarte sollte man sich bewusst machen, auf welchem Ausgabegerät überhaupt gezockt wird. Für einen Full-HD-Monitor braucht man nur einen Bruchteil der Grafikleistung, als wenn ein 4K-Monitor oder ein VR-Headset genutzt wird. WQHD liegt wie immer dazwischen. Sollen bei topaktuellen, grafisch aufwendigen Titeln immer maximale Details und Raytracing geboten werden, muss grundsätzlich eine etwas potentere Grafikkarte her. Eine Grafikkarte mit genügend Videospeicher (VRAM) sollte es auch für Full-HD schon sein, wenn man auch in den nächsten Jahren die aktuellen Spiele zocken will.
Ist bereits ein Gamingmonitor vorhanden oder steht einer in Aussicht, sollte man einen Blick auf dessen Features werfen. Unterstützt der Bildschirm G-Sync (Nvidia) oder Freesync (AMD), kann zumindest die Auswahl des Herstellers etwas leichter fallen, wobei Freesync generell kompatibler ist.
Berücksichtigt man die Systemanforderungen neuer Spiele und möchte eine Grafikkarte, die auch ein paar Jahre durchhält, sollte man eine mit mindestens 10 Gigabyte VRAM wählen. Zwar werfen alle Anbieter auch regelmäßig günstigere GPUs mit niedrigeren Spezifikationen ins Rennen, die eignen sich aber nur für grafisch weniger anspruchsvolle Games (zum Beispiel beliebte E-Sport-Titel) oder ältere Spiele und sind nicht sonderlich zukunftssicher.
Und zu guter Letzt gilt es auf den Stromverbrauch zu achten. High-End-Karten wie die Geforce RTX 4090 ziehen mittlerweile 450 Watt, eine RX 7900 XTX immerhin stolze 355 Watt. Wer keine Überraschung bei der nächsten Stromrechnung erleben möchte, sollte sich mit einer Nummer kleiner begnügen. Und falls ein älterer PC aufgerüstet wird, sollte die maximale Leistung des Netzteils berücksichtigt werden.
Preis-Leistungs-Grafikkarte für Raytracing: Nvidia GeForce RTX 4070
Die Nvidia GeForce RTX 4070 ist aktuell die beste Empfehlung für alle, die versuchen, einen optimalen Mittelweg zu finden. Sie liefert modernste Technik und garantiert flüssiges Gaming mit allen Details sowie Raytracing in einer Auflösung von 2.560 x 1.440 Pixeln. Full-HD ist ohnehin kein Problem und auch 3.840 x 2.160 Pixel sind machbar. Dank DLSS 3 kann man aufwendige Grafikpracht auf 4K-Displays auch mit vollen Details bestaunen, ohne allzu große FPS-Einbußen erwarten zu müssen.
Bei einer durchschnittlichen Leistungsaufnahme von 200 Watt und etwas mehr Rechenleistung als bei einer RTX 3080 mit 320 Watt ist sie zudem wesentlich effizienter. Für die nächste Leistungsstufe, also eine RTX 4080 oder sogar RTX 4090 muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen und fast das Doppelte bzw. Dreifache ausgeben. Mit ihren 12 Gigabyte Videospeicher ist die RTX 4070 die beste Wahl für die meisten, die nicht zu viel Geld ausgeben und trotzdem eine zukunftssichere Grafikkarte für die nächsten Jahre und Gaming-Blockbuster besitzen möchten. Eine interessante Alternative ist die Radeon RX 6800 XT weiter unten, mit leicht niedrigeren Anschaffungskosten, aber einem höheren Stromverbrauch.
Preis-Leistungs-Tipp für 4K: AMD Radeon RX 7900 XT
Gaming in 4K und mit hohen Bildwiederholraten ist eine nicht ganz billige Angelegenheit. Mit der leistungsstarken Radeon RX 7900 XT von AMD schafft man es, preislich immerhin unter der 1.000-Euro-Grenze allein für die Grafikkarte zu bleiben. Mit großzügigen 20 Gigabyte VRAM ist die Karte bestens für UHD-Gaming aufgestellt und wird die Grafikkracher der nächsten Jahre gut meistern können. Zwar kann die RX 7900 XT auch mit Raytracing umgehen, allerdings hängt sie vergleichbaren GPUs von Nvidia hinterher. Wem die feinen Lichteffekte aber ohnehin nicht so wichtig sind, der bekommt mit der RX 7900 XT eine sinnvolle, effiziente und preiswertere Alternative.
Mit einer maximalen Leistungsaufnahme von 315 Watt spielt die RX 7900 XT in der Oberklasse mit, ist aber deutlich sparsamer als eine vergleichbare RTX 3090 Ti (450 Watt). Das leicht schnellere Modell mit zusätzlichem X, die RX 7900 XTX, ist den Aufpreis von etwa 100 Euro und die höhere Leistungsaufnahme von 40 Watt unserer Meinung nach nicht unbedingt wert. Auch wenn sie mit den absoluten High-End-Modellen von Nvidia nicht ganz mithalten kann, ist die Radeon RX 7900 XT eine interessante Alternative in der Oberklasse.
High-End-Empfehlung (4K & bestes Raytracing): Nvidia Geforce RTX 4080
Wenn man das notwendige Kleingeld hat und sich eine RTX 4090 für über 2000 Euro leisten kann, wird man dies ohnehin tun. Wer stattdessen überlegt, ob sich nicht doch noch ein paar Hundert Euro einsparen lassen, kann ohne allzu große Bedenken zur etwas kleineren RTX 4080 für etwas über tausend Euro greifen. Damit bricht man in Benchmarks zwar keine Highscore-Rekorde (die sind derzeit der 4090 vorbehalten), kann für die nächsten Jahre aber Top-Spiele in UHD-Auflösung oder VR in voller Grafikpracht und hohen Framerates genießen.
Die RTX 4080 ist mit 16 Gigabyte VRAM ausgestattet, was ordentlich Puffer für die Spiele der nächsten Jahre bietet. Die RX 7900 XT hat mit 20 Gigabyte größenmäßig zwar die Nase vorn, kann der RTX 4080 aber dennoch nicht ganz das Wasser reichen. Bei einer maximalen Leistungsaufnahme von 320 Watt verbraucht sie nur fünf Watt mehr als die RX 7900 XT, die um 20 bis 30 Prozent höhere Rechenleistung ist allerdings beachtlich. Besonders beim Raytracing hat die Geforce-Karte die Nase vorn. Bleibt nur die Frage offen, ob das einem den deutlichen Aufpreis Wert ist. Kann man auf Raytracing verzichten und wünscht sich mehr Rechenleistung für einen günstigeren Preis, bietet sich mit der RX 7900 XTX eine ebenbürtige Alternative von AMD. Die Karte stellt ganze 24 Gigabyte GDDR6 Speicher zur Verfügung.
Für Experimentierfreudige: Intel Arc A770
Nachdem man lange Zeit nur die Wahl zwischen Nvidia Geforce und AMD Radeon hatte, mischt seit Ende 2022 auch Intel im Grafikkartenmarkt mit. Und auch, wenn von null auf hundert in diesem Bereich nicht leicht ist, gelang mit der Arc A770 immerhin ein passabler Start (das A steht für Alchemist). Bei der rohen Leistung kann die A770 ihrem direkten Konkurrenten, der Geforce RTX 3060 (unter 300 Euro), immerhin das Wasser reichen. Größte Schwachstelle war und ist aber noch immer die Treibersoftware, die Intel weiterhin optimiert und regelmäßig mit wichtigen Updates versorgt.
Die Intel Arc A770 ist mit 16 Gigabyte Videospeicher ordentlich aufgestellt. Trotzdem fällt sie im Vergleich mit anderen gängigen Karten schnell zurück. Zu empfehlen ist die A770 primär für Gaming in Full-HD. Wer zudem Raytracing genießen möchte, muss gegebenenfalls die Erwartungen etwas herunterschrauben. Die Technik wird von der Arc zwar unterstützt, die Umsetzung und Höhe der Framerates kann sich aber stark von Spiel zu Spiel unterscheiden. Es bleibt also weiterhin ein wenig abzuwarten, wohin sich Intel mit seiner Arc-Plattform entwickelt. Eine Alternative im Einsteigersegment ist sie aber allemal.
Top-Graka der letzten Generation: Radeon RX 6800 XT
Die Radeon RX 6800 XT hat nun schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, spielt aber weiterhin in der Oberklasse mit, wenngleich eher am unteren Rand des Spektrums. Inzwischen bekommt man sie schon für weniger als die Hälfte des Markteinführungspreises. Für Gaming in 4K ist sie durchaus noch zu gebrauchen, auch wenn sie bei neueren Titeln langsam an ihre Grenzen kommt. Wer auf Nummer sicher gehen will, schnappt sich eine unserer teureren Empfehlungen. Für Gamer, die aber in Full-HD oder WQHD zocken, ist die RX 6800 XT weiterhin eine solide Wahl.
Dank 16 Gigabyte Videospeicher kann man mit der Karte noch einige Jahre Spaß haben. Die Leistungsaufnahme von 300 Watt ist noch vertretbar, auch wenn es inzwischen einige effizientere und schnellere GPUs gibt, die allerdings in der Anschaffung auch etwas teurer sind, zum Beispiel die Geforce RTX 4070. Dennoch bleibt die RX 6800 XT eine spannende Alternative zu den aktuellen Karten von Nvidia.
Häufige Fragen zu Grafikkarten
Was ist DLSS?
DLSS steht für Deep Learning Super Sampling und ist eine KI-Technologie von Nvidia. Damit ist es möglich, Spiele in niedrigeren Auflösungen zu berechnen, um sie dann mittels Algorithmen auf eine andere Auflösung hochzuskalieren. Dadurch können zum Beispiel auch grafisch aufwendige Spiele von eigentlich schwächeren Grafikkarten flüssig auf hochauflösenden 4K-Monitoren dargestellt werden, ohne allzu große FPS-Einbußen, da sie ursprünglich nur in einer Full-HD- oder QHD-Auflösung berechnet werden müssen. Unter dem Namen FidelityFX Super Resolution (FSR) bietet AMD eine vergleichbare Open-Source-Technologie an.
Was ist Raytracing?
Raytracing ist eine Grafiktechnologie, bei der eine Vielzahl an Lichtstrahlen mittels Algorithmen berechnet wird, um ein realistischer wirkendes Bild zu erzeugen. Das schlägt sich vor allem in spiegelnden oder durchsichtigen Oberflächen und Schattenwurf nieder. Der Nachteil sind stellenweise starke Performanceeinbrüche zugunsten der Bildqualität, abhängig von der Umsetzung in den jeweiligen Spielen. Raytracing-Berechnungen werden von nahezu allen modernen Grafikkarten unterstützt, leistungstechnisch haben die Geforce-Grafikkarten von Nvidia allerdings die Nase vorn.
Wie viel kostet eine gute Grafikkarte?
Das kommt sehr auf den Einsatzzweck und den Monitor an. Preiswerte Einstiegsgrafikkarten gibt es ab 300 Euro, eignen sich aber fast nur für Gaming in Full-HD, also einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln. Um auf einem QHD-Monitor mit einer Auflösung von 2.560 x 1.440 Pixeln flüssig zocken möchte, muss das Budget auf 500 – 600 Euro anheben. Für eine ruckelfreie und zukunftssichere Darstellung in 4K sollte man mindestens 800 Euro investieren.
Wem die aktuelle Generation etwas zu teuer ist, der findet auch in der Mittelklasse leistungsstarke Modelle im Ratgeber.